Menschen, die eigene Gesundungswege, eben Recovery-Wege, gegangen sind und nun ihr Erfahrungswissen nutzen, um anderen hilfreich zur Seite zu stehen, werden mit dem englischen Begriff Peer, für eine Gruppe von Gleichgestellten, bezeichnet.
Peers sind Mitarbeitende, die selbst Psychiatrie-Erfahrung haben. In Ergänzung zum Fachpersonal ohne eigene Erfahrung setzen sie ihr reflektiertes und persönliches Erleben zur Unterstützung von Betroffenen ein. Sie werden somit als «Experten aus Erfahrung» tätig. Die Aufgaben und Rollen der qualifizierten Peers sind vielfältig.
Peer-Arbeit ist keine Therapie. Vielmehr ist sie eine Lebenshilfe für Menschen in einer bestimmten Lebensphase, die von psychischer/seelischer Erschütterung und entsprechender Genesung geprägt ist. Peers erweitern das Behandlungsteam und fungieren als «Brückenbauer» zwischen Fachpersonal, Betroffenen und Angehörigen.
In den letzten 9 Jahren habe ich einen riesigen Werkzeugkoffer zusammengestellt mit dienlichen Mitteln wie Achtsamkeit, liebevoller Selbstannahme, Auflösen von hinderlichen Glaubenssätzen. Die wichtigen Bereiche scheinen mir folgende zu sein:
Beziehungen, Hoffnung und Optimismus, Identität, Bedeutung und Bestimmung sowie das oben beschriebene Empowerment.„Ich erinnere mich an den dunklen Ort der Hoffnungslosigkeit, in dem ich jahrelang steckte. Ich glaubte längst nicht mehr an irgendeine Form von Veränderung, dass es irgendwann ein Leben vor dem Tod geben könnte.
Peers, alleine schon durch deren Existenz und Anwesenheit, können Hoffnung vermitteln, sind personifizierte Möglichkeiten zur Besserung. Die Gespräche auf Augenhöhe lassen die asymmetrischen Beziehungen in der psychiatrischen Behandlung weniger ausgeprägt erscheinen und im besten Fall erhalten Nutzende Infos, wie jemand seinen eigenen Weg geht, welche Werkzeuge ihm dabei besonders wichtig geworden sind, alles in der Ich-Form und aus eigener Erfahrung.
Diese zu kopieren für den eigenen weiteren Verlauf erscheint als Möglichkeit und gute Idee.
Dies stellt einen Mehrwert dar, auch für die interdisziplinäre Zusammenarbeit, also das ganze Team und die Institution selber.
Dabei erscheint mir auch wichtig, dass Peers vermitteln, übersetzen und ergänzen, folglich keine „Entweder-oder“-Lösung sind, sondern stets ein „Sowohl-als-auch“ darstellen.
Im konkreten Alltag sind die Gespräche von Peers mit Nutzenden oftmals ein kleiner Lichtblick, ein Mini-Aufsteller, der matchentscheidend den ganzen Tag ausmachen kann.“